Durch die Mongolei auf dem Weg zu mir

Durch die Mongolei auf dem Weg zu mir

Nie zuvor bin ich in ein Land gereist, von dem ich kaum etwas wusste. Natürlich blätterte ich vorab in einem Reiseführer, sah bunte Bildchen und zaghafte Beschreibungen einzelner Wegstrecken, versuchte mich auf ein vorgegebenes Fragment einer Reiseroute auf einer Landkarte wieder zu finden.  Zudem wusste ich „etwas“ über den Großen Dschingis Khan, der mit seinen Reiterarmeen im frühen 13ten Jahrhundert „bis in unsere Nachbarschaft“ vorrückte. Aber sonst…

Meine Motivation, die aufgerufene „besondere“ Reise in den Fernen Osten anzutreten, verbarg sich in dem Namen VIOLA STOLLENMAIER. Wenn Viola zu einer Reise aufruft, dann muss es etwas Besonderes sein! – Und das war es dann auch: eine magische Tour in eine Welt der Kraftorte, des gelebten schamanischen Wissens, der Spiritualität inmitten unendlich schöner Landschaften. Eine Besuchsreise zu stolzen Menschen, die die Geschichte ihrer Nation in sich tragen, zu ihr stehen.

Ich erlebte ein Land der Gegensätze. Stundenlange, was sage ich: tagelange Fahrten durch grüne, förmlich zur Meditation einladende, Landschaften, gelegentlich aufgelockert durch Herden von Schafen, Ziegen, Rindvieh, Pferden, Kamele und natürlich von Jurten, jenen Rundhäusern, die die Nomaden bei „ihren Wanderungen“ mitnehmen und in Windeseile auf- und abbauen. Sie sind eingebettet in der Natur, als wären sie ein fester Teil von ihr. Nach dem fast endlosen hügeligen Grünland zeigen sich Steppen, Halbwüsten und später gelbweiße, teileweise hunderte Meter hohe  Dünenlandschaften: Streifen der großen Gobi.  Und alles eingebunden in kilometerlange Gebirgsketten. Weiten, die wir aus Europa weder kennen noch uns vorstellen können. Augenschmaus pure. 

Die wohlmeinende Reiseplanung sorgte für regelmäßige „Höhepunkte“: Besuche bei Nomadenfamilien, die uns Einblicke in ihre Art des Lebens schenkten, die uns schon demütig werden lassen konnten; „Blitzlichter“ aus der auch heute noch im Alltag gelebten Religion oder der Kultur. Augenblicke, die dazu einluden, am Ende der Reise daheim mehr über die Mongolei zu erfahren. Auch darüber zu reflektieren, dass die jüngste Geschichte den Menschen der Mongolei ja auch eine „Wende“, ebenso wie bei uns in vielen Völkern Europas, bereitet hat – mit ähnlichen Problemen, mit Gewinnern und Verlierern.

Der mitreisende Zeitgenosse würde die weitreichenden Vorarbeiten dieser Reise durch Viola Stollenmaier unterschätzen, glaubte er an Zufälle während der Reise. Auch in punkto Zusammensetzung der kleinen Reisegruppe. Viola würfelt nicht  –  sie führt  zusammen!  Zehn Personen reisten wochenlang in drei Fahrzeugen, also auf beengtem Raum bei recht warmen Temperaturen durch Teile der Mongolei, lebten zu zweit in gut ausgestatteten Jurten – mal eine Nacht, mal zwei Nächte hinter einander - auf zum Wohlfühlen einladenden Jurten Rastplätzen. Die Abende wurden gemeinsamteilweise unter prächtigem Sternenhimmel sowohl in gelebter Spiritualität als auch beim Gedankenaustausch über soeben Erlebtes sowie der Reflektion des Neuen.

Eine besondere und einmalige Atmosphäre, eine innere Vertrautheit, hohe Empathie, ein Empfinden, als wären diese zehn Leute schon immer gemeinsam auf der Reise „zu neuen Welten“, ins Innere jedes Einzelnen unterwegs.

In allem war es eine Reise „raus aus der Komfortzone des Alltags“ hin zum ICH, zur Selbsterfahrung, Selbstfindung, zum „man muss nicht müssen“. Auch haben die Mongolischen Tage jeden von uns eingeladen, sich der komplexen Frage zu stellen: „Welche NEUE QUALITÄT kann ich in mein Leben bringen“? – Spätestens hier wird deutlich: Die Reise war ein Geschenk!

Rüdiger, 75 Jahre