Mein inneres Kind lacht wieder

Vor fast genau einem Jahr betrat ich, noch ein wenig unsicher, wer und was mich genau erwarten wird, das Haus Tatatonga. Viola begrüsste mich herzlich und ich fühlte eine Verbindung, welche nicht in Worte zu fassen war, mich jedoch mit einem Vertrauen beschenkte, welches mir erlaubte, mich an diesem Ort hingeben und fallen lassen zu können. 

Ich war damals bereits seit zwei Jahren mit Meditationszeremonien unterwegs. Vieles hatte sich gezeigt, die Karten wurden neu gemischt, es schüttelte und schüttelte, Vieles wurde aufgewühlt, wahrgenommen und neu sortiert. Ich wusste, ich war auf dem richtigen Weg. Viel Schmerz, viel Trauer, aber auch bereits kleine Stücke von Heilung hatten sich bis dahin gezeigt. Ein Zurück gab es nicht mehr. Ich war immer getragen von dem Gefühl, genau auf dem richtigen Weg zu sein. Und doch stand ich noch mit einer grossen Unsicherheit im Leben. Und gleichzeitig mit diesem unbändigen Drang, mich zu finden, mich zu lösen, von alten Mustern und Glaubenssätzen, zu leben und mich wieder zu erinnern. 

Violas erste Worte waren: «Du bist reif wie eine Pflaume». Sie lachte herzlich und herzhaft. Ich wusste nicht genau, was sie mir damit sagen wollte. Oft nicht. Rückwirkend verstand ich es immer. So ging ich ab diesem Tag in kurzen Abständen ein und aus im Haus Tatatonga, meinem Kraftort. In gemischten Gruppen, in Schwesternkreisen, mit meinem Mann, ohne meinen Mann, mit Bekannten und Unbekannten. Und jedes Zusammenkommen hat jedes Mal seine ganz eigene Qualität.

Die einfache Frage «Wie möchtest du am Sonntag nach Hause gehen?», war der Schlüssel, der mir eine völlig neue Art zu Träumen gezeigt hat. Ruedi und Viola lehrten mich, die Schatten zu beleuchten und dabei den Fokus und den Blick auf das Licht zu setzen. Die Beiden sind ein perfekt eingespieltes Team, das spürt man sofort, und ergänzen sich in ihren Qualitäten und ihrem Wissen wunderbar. Sie könnten manchmal unterschiedlicher nicht sein und sprechen doch dieselbe Sprache.  Viola und Ruedi kreieren einen Raum, in dem alles Platz hat und ich mich jederzeit voll und ganz sicher und aufgehoben fühle. Die Vorgespräche und Feedbackrunden sind essentielle Teile der Wochenenden und als Teilnehmerin bekomme ich während ich spreche jedes Mal die 100% Aufmerksamkeit. Die scheinbar unwichtigsten Nebenwörter werden gehört und belichtet und mit einem Perspektivenwechsel und vielen Aha-Momenten gehe ich sonntags jeweils reich beschenkt nach Hause. 

Und so hat mein Leben nach einigen Wochenenden im Haus Tatatonga eine völlig neue Gestalt angenommen. Mal für Mal haben sich Schichten abgelegt, wie das Häuten einer Schlange, und ich fing an, mich wieder zu spüren. Und das Leben zu fühlen. Blockaden haben sich gelöst, Träume sind entstanden, so gross, wie ich zuvor nie gewagt hätte zu träumen. Und die Träume fühlen sich realer an denn je. Ich habe ein Gefühl zurückbekommen, an welches ich mich nicht mehr erinnern konnte. Heute nenne ich es Vertrauen. Urvertrauen. Ein Getragen sein, zwischen Himmel und Erde. Für mich, eines der grössten Geschenke in meinem Leben und ich fange erst an, das Ausmass davon zu fühlen und zu verstehen. 

Ich bin auf dem Weg, mich und meine Weiblichkeit, mein ganzes Sein und ein uraltes und weises Wissen wieder zu entdecken. Ich spüre mich und erinnere mich wieder. In meinem Herzen habe ich mich mit Vielem versöhnt, mit grossen und kleinen Verletzungen. Mein inneres Kind lacht wieder und meine Eltern haben einen Platz in meinem Herzen bekommen. Ein riesengrosser Schritt für mich und ein unglaubliches Geschenk - für sie und für mich. Muster haben sich gezeigt und verändert und mir somit ermöglicht, meinen Kindern in einer neuen Art und Weise zu begegnen und mich als Mama zu akzeptieren. Die Kinder sind meine grössten Lehrer – und spiegeln mir meine Entwicklung sofort und ungefiltert wider. 

Mein Mann und ich habe einen langen Leidensweg hinter uns, welcher bis hin zur Trennung reichte. Dem Himmel und den Meditationszeremonien, den liebevollen Menschen um uns herum, der ganz leisen Stimme in mir, welche nie verstummt ist, und meinem und unserem Mut verdanke ich, dass wir heute wieder zusammen sind und unsere Familie sich wiedergefunden hat. Unsere Beziehung hat sich durch unsere persönliche Weiterentwicklung neugestaltet. Wir begegnen uns in einer anderen Art und Weise als zuvor. Wir sind erwachsen geworden. Wir lernen jeden Tag dazu, fallen immer wieder in alte Muster, und erkennen und verändern sie, und bemerken, wenn die inneren Kinder in uns wieder mal einen Streit anfangen. Wir sind getragen von einer tiefen, tiefen Liebe. Ein Boden, das Fundament, auf welchem wir unsere Liebe neugestalten. Wir gehen weiterhin unseren eigenen Weg und finden dabei immer mehr zusammen. Nächstes Jahr feiern wir unsere Hochzeit. Hätte mir das jemand vor einem Jahr erzählt, hätte ich ihn für verrückt gehalten… 

Wenn ich meine eigenen Zeilen so lese, hört sich das an wie in einem Märchen. Und das ist es. Mein persönliches Märchen! Und ich freue mich auf alle Kapitel, welche noch folgen. Ich bin unglaublich dankbar. Viola und Ruedi, für ihren wundervollen zeremoniellen Umgang mit allen TeilnehmerInnen. Mir selbst, dass ich diesen Weg gegangen bin und weiter gehe. Den Meditationszeremonien, welche diese Veränderung möglich macht Dem Universum, welches uns trägt. In grosser, grosser Dankbarkeit blicke ich zurück auf ein unglaublich transformatives Jahr – und nach vorne, mit einer riesigen Neugier und Vorfreude – auf das Leben! 

(flowering beauty, 37 Jahre)